Geschichte der Gala

Kinder, wie die Zeit vergeht

Die erste GALA der Recker Karnevalsgesellschaft fand 1988 statt.

Nach der Vereinsgründung im Jahr 1985 wurde der Karnevalsverein im Bund Westfälischen Karneval und Bund Deutscher Karneval als 100. Mitglied feierlich aufgenommen. Sofort knüpften die Recker Karnevalisten unter ihrem Vereinsvorsitzenden, Felix Büscher, neue Kontakte zu anderen Karnevalsvereinen. Man wollte lernen und schauen, wie andere Karnevalsvereine ihre Veranstaltungen planten und auf welche Probleme sich ein junger Verein, wie der Recker Karnevalsverein, einzustellen hatte.
Hilfreiche Unterstützung erhielten die “jungen Karnevalisten” von dem Präsidenten der “Großen Karnevalsgesellschaft Hilter”, Winfried Buletta – kurz “Bubu” genannt. Aber auch aus Münster kam Unterstützung für den jungen Recker Verein. Die Karnevalsgesellschaft “Lustige Westfalen” mit ihrem Präsidenten Egon Assfalg, übrigens ein gebürtiger Recker, und die Karnevalsgesellschaft “Schwarz-Weiss-Münster”, unter ihrem Präsidenten Dieter Weglage, ließen es sich nicht nehmen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Durch den guten Kontakt zu den befreundeten Vereinen, zu denen auch die Karnevalsgesellschaft aus Lingen und sogar die “Veldmuuskes” aus Holland zählten, wuchs dann bei den Recker Karnevalisten der Gedanke, auch irgend wann einmal eine närrische Sitzung auf die Beine zu stellen. Diese Grundgedanken reiften ziemlich konkret heran, als sich Felix Büscher und sein Stellvertreter Siegfried Albers eines Abends auf dem Nachhauseweg von einer langen Vorstandssitzung, ausgiebig über die Umsetzung unterhielten. Bei strömenden Regen und unter einem Schirm zusammengekauert, schmiedeten sie in der späten Nacht am Recker Kriegerehrenhain erste Ideen. Ihre Pläne, die sie an diesem Abend fassten und später nach Rücksprache mit dem Vorstand konkretisierten, sind bis heute aktuell.
1987 wurde dann mutig beschlossen, die Veranstaltungen der “umgetauften” Recker Karnevalsgesellschaft (RKG) durch eine närrische Sitzung zu bereichern. Nach fast 30 Jahren sollte wieder eine offizielle karnevalistische Sitzung in Recke stattfinden. Zunächst musste ein Austragungsort gefunden werden. Eine Zeltveranstaltung kam für die RKG allerdings von Anfang an nicht in Frage. Man wollte erstens ein etwas anderes Niveau und sorgte sich außerdem darum, den Gästen überhaupt ein ausreichend beheiztes Festzelt bieten zu können. So entschied man sich für die Aula der Fürstenberg-Schule, die auch vom Turn und Sportverein (TuS) für ihr Winterfest genutzt wurde. Die Zustimmung der Schule und des Generalvikariats in Münster konnte dank Realschulrektor Werner Neuhaus dann auch schnell und relativ problemlos eingeholt werden. Jetzt sollte nur noch ein würdiger Name der Veranstaltung gefunden werden. Prunksitzung oder Karnevalssitzung schieden aus und so wurde auf Vorschlag von Felix Büscher die festliche Veranstaltung fortan als GALA bezeichnet. Seither werden in und um Recke viele andere Veranstaltungen nur noch mit “GALA” bezeichnet – ein Synonym, das hierzulande aus der Ideenschmiede des Recker Karnevals entstammt.

Der Termin stand. Die erste GALA der Recker Karnevalsgesellschaft sollte am 6. Februar um 20 Uhr 11 stattfinden. Der Eintrittspreis wurde auf 10 D-Mark festgelegt. In den Herbstferien 1987 bauten die Recker Karnevalsfreunde in der Aula der Fürstenberg-Schule eine große Bühne. Schließlich wollte man große Tanzgarden nach Recke holen und auftreten lassen. Die Mädchen konnte man doch nicht auf Beton tanzen, geschweige denn sogar einen Spagat springen lassen. 60 Quadratmeter Rauhspundbretter wurden daher verarbeitet und zu einzelnen Feldern zusammengeschraubt. Ein paar Jahre später vergrößerte die RKG sogar die Fläche nochmals um einige Quadratmeter. Mit vereinten Kräften entstand nun eine passable Bühne, die, einmal perfekt ausgerichtet und glatt geschliffen, einen Auftritt der großen Tanzgarden garantiert Stand halten würde.
Die Vorbereitungen zur ersten großen GALA der RKG liefen in den darauffolgenden Monaten kontinuierlich weiter. Künstler wurden vertraglich verpflichtet und einheimisch Akteure mobilisiert. Desweiteren mussten sich die RKG-Verantwortlichen um die technische und optische Ausstattung der Aula kümmern. Dazu zählte insbesondere die Beschallung der Aula, was wohl in dem ersten Jahr, angesichts der bekanntermaßen katastrophalen Akustik in der Aula, ein Problem werden würde. Auch für das leibliche Wohl sollte auf der GALA gesorgt werden.
Die penible Organisation der Veranstaltung wurde vorab gründlich vorbereitet. Die Abendkasse der ersten GALA musste durch fleißige Helfer, wie Karl-Dietrich Buschmann und Walter Lenze ebenso besetzt werden wie die Aufsicht über die Künstlergarderobe, die Jochen Kutsche übernahm. Die erste Zeremonienmeisterin der GALA wurde Christine Friedrich. Für die Bühnenaufsicht konnte Hermann Ungruhe gewonnen werden. Für den Bühnenbau wurden die Jordanschwalben mit ins Boot geholt, die auch gleichzeitig als Männerballett auf der GALA auftreten sollten.
Schließlich begann der Kartenvorverkauf. Die Recker Karnevalsfreunde waren zunächst ein wenig skeptisch, ob ihre erste närrische Sitzung überhaupt sehr viele Leute sehen wollte. So verkauften die Mitglieder des Vorstandes die ersten Karten auch eher schleppend. Doch letztlich waren die Karten alle an den Mann und an die Frau gebracht.
Der große Tag war schließlich gekommen und wurde es nun auch gestandenen Recker Karnevalisten ein wenig mulmig. So viele Leute und die herrlich geschmückte Aula – das durfte nicht schief gehen. Doch als
dann Felix Büscher zusammen mit seinem Präsidium die große Bühne betrat, hatten die 11 Recker Karnevalisten nicht nur die gesamte Mannschaft der KG-Schwarz-Weiss-Münster hinter sich, die spontan mit eingezogen waren, sondern auch die festlich gekleideten und gut gelaunten Gäste der ersten GALA der Recker Karnevalsgesellschaft. Tosender Applaus halte durch die Narrhalla von Recke – die Aula der Fürstenberg-Schule – als der junge Präsident zum ersten Mal das Mikrofon ergriff und über die bei Freunden zusammengesuchten und mit einander verbundenen Stereoanlagen, das närrische Publikum aufs herzlichste und mit einem donnernden “Recke Helau” Willkommen hieß. Viele Gäste waren gekommen. Neben Bürgermeister Herbert Peuten und Gemeindedirektor Robert Herkenhoff konnte der Präsident der RKG, Felix Büscher, unter anderem auch zahlreiche Karnevalsgesellschaften begrüßen. Aus Hilter, Münster und Lingen waren sie gekommen, um den jungen Verein zu unterstützen. Auch Friedrich Lipps, der damalige Vorsitzende des Traditionsausschusses des Bundes Westfälischer Karneval, war eigens angereist.
Der erste Schritt war getan. Das Programm lief super und alle Künstler gaben sich die größte Mühe, was auch immer
wieder mit großem Beifall nach den Auftritten bedacht wurde. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Gästen. Die Akteure aus Recke waren, Robert Friedrich in der Bütt als “Stadtstreicher”, die Jordanschwalben mit ihren Tänzen und das wortgewaltige Duo Brewe-Wesselmann als die “Tramps von der Aa”. Aus Osnabrück traten das “Krüssel – Fülling – Gesangsduo” und der Büttenredner Horst Allrutz auf. Gleich zu Anfang der GALA spielte das “ABC-Korps” aus Münster. Zum ersten Mal an dem Abend standen die begeisterten Leute auf den Klappstühlen. Es folgten die Deutschen Meister im Gardetanz, die “Roten Husaren” aus Neuenkirchen und aus Emsdetten eine weitere Tanzgarde. Schließlich trat noch die Ulknudel Hannes Flormann aus Ochtrup in die Bütt. Doch der Höhepunkt des Abends war wohl der Auftritt des alten Mainzer Hofsängers Willy Sieger, der mit bekannten
Karnevalsliedern die Gäste auf Anhieb zum Mitschunkeln brachte.
Nach einem gut fünfstündigen Programm konnte auch der letzte Gast nicht mehr sitzen. Die viel zu eng gestellten Klappstühle waren schon fast eine Zumutung. Der Saal war einfach proppenvoll. Man musste bei den Stimmungsliedern einfach mitschunkeln, ob man wollte oder nicht. Und wenn dann auch noch jemand zur Toilette ging, mussten immer gleich 4-5 Leute mit aufstehen, um den Weg frei zu machen. Aber das war den meisten Gästen an dem Abend egal. Sie bekamen etwas Neues geboten, konnten in großer Runde wieder eine zünftige, närrische Sitzung vor der Haustür miterleben und hatten ihren großen Spaß daran. Bis spät in die Nacht hinein wurde dann noch viel getanzt und lange über die erste hervorragend gelungene GALA der Recker Karnevalsgesellschaft geredet.
Am nächsten Morgen mussten die Recker Karnevalisten gleich wieder antreten, denn die Bühnen musste demontiert und auf dem Dachboden der Fürstenberg-Schule verstaut werden. Es wurde eine lange, Kräfte zerrende Tortur die schweren Bühnenfelder über viele Treppenstufen hinweg auf den Dachboden des Klassentraktes zu schleppen. Zwei Jahre später wurde eine starke Seilwindel provisorisch im Treppenhaus installiert, die wenigsten den größten Teil der Plackerei abnahm. Schweißgebadet und am Ende ihrer Kräfte übergaben die ausgenüchterten Karnevalsfreunde die Aula am späten Sonntagnachmittag wieder dem Hausmeister der Fürstenberg-Schule.

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